28.3 Der Java-Interpreter java 

Der Java-Interpreter java führt den Java-Bytecode in der Laufzeitumgebung aus. Dazu sucht der Interpreter in der als Parameter übergebenen Klassendatei nach der speziellen main()-Funktion. Der allgemeine Aufruf ist:
$ java [ Optionen ] Klassenname [ Argumente ]
Ist die Klasse in einem Paket deklariert, muss der Name der Klasse voll qualifiziert sein. Liegt die Klasse Main etwa im Paket com.tutego, also im Unterverzeichnis com/tutego, muss der Klassenname com.tutego.Main lauten. Die benötigten Klassen muss die Laufzeitumgebung finden können. Die JVM wertet wie der Compiler die Umgebungsvariable CLASSPATH aus und erlaubt die Angabe des Klassenpfades durch die Option -classpath.
Option | Bedeutung |
-client |
Wählt die Java HotSpot Client VM, Standard. |
-server |
Wählt die Java HotSpot Server VM. |
-cp classpath |
Eine Liste von Pfaden, wo der Compiler die Klassendateien finden kann. Diese Option überschreibt die unter Umständen gesetzte Umgebungsvariable CLASSPATH und ergänzt sie nicht. Das Semikolon (Windows) beziehungsweise der Doppelpunkt (Unix) trennen mehrere Verzeichnisse. |
-D Property=Wert |
Setzt den Wert einer Property, etwa -Dversion=1.2, die später System.getProperty() erfragen kann. |
-help oder -? |
Listet alle vorhandenen Optionen auf. |
-ea |
Ermöglicht Assertions, die standardmäßig ausgeschaltet sind. |
-jar |
Startet eine Klasse aus dem Jar-Archiv, falls sie in der Manifest-Datei genannt ist. Die Hauptklasse lässt sich aber immer noch angeben. |
-verbose |
Informationen über die Laufzeitumgebung -verbose:class gibt Informationen über geladene Klassen. -verbose:gc informiert über GC. -verbose:jni informiert über native Aufrufe. |
-version |
Zeigt die aktuelle Version an. |
-X |
Zeigt nicht standardisierte Optionen an. |
-Xdebug |
Startet mit Debugger. |
-Xincgc |
Schaltet die inkrementelle GC ein. |
-Xmsn |
Anfangsgröße des Speicherbereichs für die Allokation von Objekten (n MB), voreingestellt sind 2 MB. |
-Xmxn |
Maximal verfügbarer Speicherbereich für die Allokation von Objekten. Voreingestellt sind 64 MB. n beschreibt als einfache Zahl die Bytes oder Kilobytes mit einem angefügten k oder Megabytes (angefügtes m). Beispiel: -Xms128m. |
-Xnoclassgc |
Schaltet die GC für geladene, aber nicht mehr benötigte Klassen aus. |
-Xprof |
Der Interpreter schreibt Profiling-Informationen in der Datei java.prof. |
-Xrs |
Reduziert intern die Verwendung von Unix-Signalen durch die Laufzeitumgebung. Das ergibt gegebenenfalls eine schlechtere Performance, aber eine bessere Kompatibilität mit diversen Unix-/Solaris-Versionen. |
-Xssn |
Setzt die Größe des Stacks. |
Class-Path-Wildcard
Die Option -cp erweitert den Klassenpfad durch Java-Archive (.jar-Dateien) und einzelne Klassen-Dateien (.class-Dateien). Seit Java 6 ermöglicht eine Class-Path-Wildcard über * eine noch einfachere Angabe von Java-Archiven. So fügt folgende Angabe alle Java-Archive im Verzeichnis lib dem Klassenpfad hinzu:
$ java -cp lib/* Main
Wichtig sind die einfachen Anführungszeichen: Sie verhindern, dass die Kommando-Shell Ersetzungen vornimmt. Das Java-Laufzeitsystem erweitert die Angabe vor dem Start des Programms und nicht erst während des Klassenladens.
Hinweis Je länger es die JVM von Sun gibt, desto länger wurde die Liste der Optionen. http://blogs.sun.com/watt/resource/jvm-options-list.html listet diese je nach Version kurz auf. |
28.3.1 Der Unterschied zwischen java.exe und javaw.exe 

Unter einer Windows-Installation gibt es im Java-JDK für den Interpreter zwei ausführbare Dateien: java.exe und javaw.exe – java.exe stellt die Regel dar. Der Unterschied besteht darin, dass eine über die grafische Oberfläche gestartete Applikation mit java.exe im Unterschied zu javaw.exe ein Konsolenfenster anzeigt. Ohne Konsolenfenster sind mit javaw dann auch Ausgaben über System.out/err nicht sichtbar.
In der Regel nutzt ein Programm mit grafischer Oberfläche während der Entwicklung java und im Produktivbetrieb dann javaw. Ein kleines (oder großes) Ärgernis bestand bei Systemaufrufen mit Runtime.exec(), weil sich plötzlich ein Konsolenfenster öffnete, das dann wieder verschwand. Der Fehler feierte regelmäßig Geburtstag (4244515), bis er in Version 1.4 behoben wurde. Bei java wurde kein zusätzliches Fenster erzeugt.