28.2 Java-Compiler 

28.2.1 Bytecode-Compiler javac 

Der Compiler javac übersetzt den Quellcode einer Datei in Java-Bytecode. Jede in einer Datei deklarierte Klasse übersetzt der Compiler in eine eigene Klassendatei. Wenn bei einer Klasse (nennen wir sie A) eine Abhängigkeit zu einer anderen Klasse (nennen wir sie B) besteht – wenn zum Beispiel A von B erbt – und B nicht als Bytecode-Datei vorliegt, dann verarbeitet der Compiler B automatisch mit. Der Compiler überwacht also automatisch die Abhängigkeiten der Quelldateien. Der allgemeine Aufruf des Compilers ist:
$ javac [ Optionen ] Dateiname(n).java
Option | Bedeutung |
-cp classpath |
Eine Liste von Pfaden, auf denen der Compiler die Klassendateien finden kann. Diese Option überschreibt die unter Umständen gesetzte Umgebungsvariable CLASSPATH und ergänzt sie nicht. Ein Semikolon (Windows) beziehungsweise Doppelpunkt (Unix) trennt mehrere Verzeichnisse. |
-d Verzeichnis |
Gibt an, wo die übersetzten .class-Dateien gespeichert werden. Ohne Angabe legt der Compiler sie in das gleiche Verzeichnis mit den Quelldateien. |
-deprecation |
Zeigt veraltete Methoden an. |
-g |
Erzeugt Debug-Informationen. Die Option muss gesetzt sein, damit der Debugger alle Informationen hat. –g:none erzeugt keine Debug-Informationen, was die Klassendatei etwas kleiner macht. |
-nowarn |
Deaktiviert die Ausgabe von Warnungen. Fehler (Errors) werden noch angezeigt. |
-source Version |
Erzeugt Bytecode für eine bestimmte Java-Version. |
-sourcepath Quellpfad |
Ähnlich wie -classpath, nur sucht der Compiler im Quellpfad nach Quelldateien. |
-verbose |
Ausgabe von Meldungen über geladene Quell- und Klassendateien während der Übersetzung. |
28.2.2 Native Compiler 

Eine in Java geschriebene Applikation lässt sich erst einmal nur mit einer Java-Laufzeitumgebung ausführen. Einige Hersteller haben jedoch Compiler entwickelt, die direkt unter Windows oder einem anderen Betriebssystem ausführbare Programme erstellen. Die Compiler, die aus Java-Quelltext – oder Java-Bytecode – Maschinencode der jeweiligen Architektur erzeugen, nennen sich native oder Ahead-of-Time Compiler. Das Ergebnis ist eine direkt ausführbare Datei, die keine Java-Laufzeitumgebung nötig macht. Je nach Anwendungsfall kann das Programm performanter sein, eine Garantie dafür gibt es allerdings nicht. Die Startzeiten sind im Allgemeinen geringer, und das Programm ist viel schwieriger zu entschlüsseln, was das Reverse Engineering [Das Zurückverwandeln von unstrukturiertem Binärcode in Quellcode.] angeht.
Ein freier Compiler unter der GNU-Lizenz ist gcj (http://gcc.gnu.org/java/). Für den gcj integriert das Open-Source-Projekt JavaCompiler (http://javacompiler.mtsystems.ch/) diverse Zusätze, um natives Übersetzen zu vereinfachen.
Ein kommerzieller Vertreter ist Excelsior JET (http://www.excelsior-usa.com/jet.html). Dass viele Hersteller ihre Produkte eingestellt haben, ist sicherlich ein Zeichen dafür, dass die existierenden Laufzeitumgebungen mittlerweile eine ausreichende Geschwindigkeit, einen vertretbaren Speicherverbrauch und annehmbare Startzeiten zeigen.
28.2.3 Java-Programme in ein natives ausführbares Programm einpacken 

Wer Java-Programme vertreibt, weiß um das Problem der JVM-Versionen, Pfade, Start-Icons, Splash-Screens und so weiter Bescheid. Eine Lösung besteht darin, einen Wrapper zu bemühen, der sich als ausführbares Programm wie eine Schale um das Java-Programm legt. Der Wrapper ruft die virtuelle Maschine auf und übergibt ihr die Klassen. Es ist also immer noch eine Laufzeitumgebung nötig, doch lassen sich den Java-Programmen Icons mitgeben und Startparameter setzen.
Die Open-Source-Software launch4j (http://launch4j.sourceforge.net/) kapselt ein Java-Archiv mit Klassen und Ressource-Dateien in ein komprimiertes, ausführbares Programm für Windows, Linux, Mac OS X und Solaris. launch4j setzt Eigenschaften wie ein assoziiertes Icon oder Startvariablen mit einer angenehmen grafischen Oberfläche. Ein weiteres quelloffenes und freies Programm ist JSmooth (http://jsmooth.sourceforge.net/). Für beide gibt es Ant-Skripte.