16.2 Fenster unter grafischen Oberflächen 

Der Anfang aller GUI-Programme ist das Fenster (engl. frame), das einen so genannten Top-Level-Container bildet. Wir müssen uns daher erst mit den Fenstern beschäftigen, bevor wir auf den Fensterinhalt näher eingehen können. Das Fenster dient auch als Grundlage von Dialogen: speziellen Fenstern, die entweder modal oder nicht modal arbeiten können. Wobei ein modaler Dialog erst bedient werden möchte, bis es mit dem Gesamtsystem weitergehen kann.
AWT oder Swing?
Um etwas in ein Fenster zu zeichnen, muss vorher grundsätzlich die Entscheidung für Swing oder AWT gefällt werden, da sich die jeweiligen Klassen unterscheiden. Wir bauen im Folgenden unsere Programme auf Swing auf und nutzen immer javax.swing.JFrame für Fenster sowie javax.swing.JDialog für Dialoge. Für Applets sprechen wir im Kapitel 21 kurz über die Basisklasse javax.swing.JApplet. Die drei Swing-Klassen sind alle direkte Unterklassen der AWT-Klassen: So erweitert JFrame die Klasse java.awt.Frame, JDialog die Klasse java.awt.Dialog und javax.swing.JApplet die Klasse java.applet.Applet.
16.2.1 Swing-Fenster darstellen 

Um unter Swing ein Fenster zu öffnen, müssen wir die zentrale Klasse JFrame über das Paket javax.swing einbinden. Die allermeisten Swing-Komponenten befinden sich in diesem Paket, und nur ausgewählte komplexe Klassen wie Textkomponenten sind in Unterpaketen untergebracht.
Listing 16.1 com/tutego/insel/ui/swing/HelloSwingFrame.java
package com.tutego.insel.ui.swing; import javax.swing.JFrame; public class HelloSwingFrame { public static void main( String[] args ) { JFrame f = new JFrame( "Das Fenster zur Welt" ); f.setDefaultCloseOperation( JFrame.EXIT_ON_CLOSE ); f.setSize( 300, 200 ); f.setVisible( true ); } }
Abbildung 16.1 Das erste Swing-Fenster
class javax.swing.JFrame
extends Frame
implements WindowConstants, Accessible, RootPaneContainer |
- JFrame()
Erzeugt ein neues JFrame-Objekt, das am Anfang unsichtbar ist.
- JFrame( String title )
Erzeugt ein neues JFrame-Objekt mit einem Fenster-Titel, das am Anfang unsichtbar ist.
Der Titel eines AWT- und Swing-Fensters lässt sich später mit setTitle() wieder ändern.
16.2.2 Fenster schließbar machen – setDefaultCloseOperation() 

Die JFrame-Methode setDefaultCloseOperation() mit dem Argument JFrame.EXIT_ON_ CLOSE beendet die Applikation über System.exit(), wenn der Benutzer über das ´ in der Fensterleiste das Fenster schließt. Ohne die Anweisung verschwindet lediglich das Fenster in den Hintergrund: Es wird also geschlossen, die Applikation wird jedoch nicht beendet. Neben EXIT_ON_CLOSE gibt es weitere Konstanten. Mit DO_NOTHING_ON_CLOSE bekommen wir das Standardverhalten eines AWT-Frames: Beim Schließen passiert nichts. Weder geht das Fenster zu, noch beendet die JVM das Programm.
class javax.swing.JFrame
extends Frame
implements WindowConstants, Accessible, RootPaneContainer |
- void setDefaultCloseOperation( int operation )
Bestimmt, was passieren soll, wenn der Benutzer das Fenster schließt. Gültig sind die Konstanten WindowConstants.DO_NOTHING_ON_CLOSE, WindowConstants.HIDE_ON_CLOSE, WindowConstants.DISPOSE_ON_CLOSE, JFrame.EXIT_ON_CLOSE. Eine weitere Erklärung findet sich bei der Ereignisbehandlung in Abschnitt 16.5.7.
- int getDefaultCloseOperation()
Liefert die eingestellte Eigenschaft beim Schließen des Fensters.
16.2.3 AWT-Fenster darstellen 

Um unter dem AWT ein Fenster zu öffnen, müssen wir die Klasse Frame aus dem Paket jawa.awt einbinden. Die Methoden sind die gleichen wie bei JFrame. Dann können wir eine Klasse Frame und deren Methoden nutzen.
Listing 16.2 HelloAwtFrame.java
import java.awt.Frame; public class HelloAwtFrame { public static void main( String[] args ) { Frame f = new Frame( "Das Fenster zur Welt" ); f.setSize( 300, 200 ); f.setVisible( true ); } }
Neben dem Standard-Konstruktor gibt es einen weiteren, bei dem wir den Namen in der Titelleiste bestimmen können, wie im Beispiel geschehen.
class java.awt.Frame
extends Window
implements MenuContainer |
- Frame()
Erzeugt ein neues Frame-Objekt, das am Anfang unsichtbar ist.
- Frame( String title ) Erzeugt ein neues Frame-Objekt mit einem Fenster-Titel, das am Anfang unsichtbar ist.
Hinweis Das Fenster kann nicht mit ´ in der Titelleiste geschlossen werden, da noch keine Ereignisbehandlung implementiert ist – das AWT-Fenster bietet keine Methode wie setDefaultCloseOperation() an. Wir müssten selbst Fensterereignisse abfangen. Unter Swing horcht der JFrame selbstständig auf WindowEvents, reagiert in der protected-Methode processWindowEvent() auf das WINDOW_CLOSING und kann das Fenster nach Wunsch auch ohne hinzugefügten Ereignisbehandler schließen. |
16.2.4 Sichtbarkeit des Fensters 

Nach der Konstruktion ist das Fenster vorbereitet, aber erst der Aufruf von setVisible(true) macht es sichtbar. setVisible() stammt, wie auch weitere Methoden, die für JFrame und Frame interessant sind, von der Oberklasse Window:
class java.awt.Window
extends Container
implements Accessible |
- void setVisible( boolean b )
Der Aufruf von setVisible(true) zeigt das Fenster an. Liegt es im Hintergrund, holt es der Aufruf wieder in den Vordergrund.
- boolean isShowing()
Liefert true, wenn sich das Fenster auf dem Bildschirm befindet.
- void toBack()
Reiht das Fenster als hinterstes in die Fensterreihenfolge ein. Ein anderes Fenster wird somit sichtbar.
- void toFront()
Platziert das Fenster als vorderstes in der Darstellung aller Fenster auf dem Schirm.
16.2.5 Größe und Position des Fensters verändern 

Die aus Window geerbte Methode setSize() verändert die Maße des Fensters.
class java.awt.Window
extends Container
implements Accessible |
- void setSize( int width, int height )
Verändert die Größe einer Komponente.
- void setSize( Dimension d )
Verändert die Größe einer Komponente; entspricht setSize(d.width, d.height).
Beispiel Die Position des Fensters f kann mit setLocation() geändert werden. Wer das Fenster zum Beispiel in der Mitte des Bildschirms positionieren möchte, kann aber einfach mit der Window-Methode setLocationRelativeTo(null) aufrufen. |
Wurde vor der Anzeige mit setVisible(true) die Methode setLocationByPlatform(true) von einem java.awt.Window aufgerufen, wählt der Fenster-Manager automatisch eine gute Position, und setLocation() ist nicht mehr nötig. Mit isLocationByPlatform() lässt sich später erfragen, wer die Position gesetzt hat; die Rückgabe ist true, wenn es das Fenstersystem war, und false, wenn wir mit setLocation() an der Position herumgespielt haben.
abstract class java.awt.Component
implements ImageObserver, MenuContainer, Serializable |
- void setLocation( int x, int y )
Setzt die Komponente an die Position x, y; ehemals move().
- void setLocation( Point p )
Setzt die Komponente an die gewünschte Position.
- Point getLocation() Liefert die Position der Komponente als Point-Objekt.
Beispiel Auch das Vergrößern eines Fensters f, sodass es die maximale Ausdehnung annimmt, ist mit einer Methode möglich. Betrachten wir die folgenden Zeilen, die hinter eine setVisible(true)-Methode zum Beispiel im Konstruktor gesetzt werden: f.setLocation( 0, 0 );
f.resize( Toolkit.getDefaultToolkit().getScreenSize() ); Die Größe des Bildschirms erfragt getScreenSize(), eine Methode des Toolkit-Objekts. Soll das Fenster nicht in der Größe veränderbar sein, setzen wir setResizable(false): JFrame frame = new JFrame( "Du kriegst mich nicht klein." );
frame.setResizable( false ); |
16.2.6 Unterklassen der Fenster-Klassen bilden 

Wir können unsere neue Klasse auch direkt von JFrame bzw. Frame ableiten. Dann ist es uns gestattet, die geerbten Methoden direkt aufzurufen, zum Beispiel setSize().
Listing 16.3 com/tutego/insel/ui/swing/SubWin.java
package com.tutego.insel.ui.swing; import java.awt.*; import javax.swing.JFrame; public class SubWin extends JFrame { public SubWin( int x, int y ) { setDefaultCloseOperation( JFrame.EXIT_ON_CLOSE ); setSize( x, y ); Dimension d = Toolkit.getDefaultToolkit().getScreenSize(); setLocation( (d.width – getSize().width ) / 2, (d.height – getSize().height) / 2 ); } public static void main( String[] args ) { JFrame win = new SubWin( 200, 100 ); win.setVisible( true ); } }
Das Programm erzeugt ein Exemplar von SubWin, das wiederum ein JFrame ist. Wird ein SubWin erzeugt, wird der Konstruktor abgearbeitet, der das Fenster in der im Konstruktor übergebenen Größe mittig auf die Benutzeroberfläche setzt.
16.2.7 Fenster- und Dialog-Dekoration, Transparenz 

Für bestimmte Anwendungen ist es günstig, bei Fenstern und Dialogen die Standarddialogelemente (etwa Titelleiste, Systemmenü) auszuschalten, etwa dann, wenn der Benutzer das Fenster nicht verkleinern soll. Für die Abschaltung bieten die Klassen Frame und Dialog (und damit auch die Unterklassen JFrame und JDialog) eine Methode setUndecorated(), die vor der Darstellung aufgerufen werden kann. Ist das Fenster schon dargestellt, folgt eine Ausnahme, denn die Dekoration lässt sich nicht einfach ein- oder ausblenden. Hier hilft folgender Trick: Zuerst entfernt dispose() das Fenster, dann kann setUndecorated() folgen, und ein setVisible(true) stellt das Fenster neu dar.
class java.awt.Frame extends Window implements MenuContainer class java.awt.Dialog extends Window |
- void setUndecorated( boolean undecorated )
Setzt/löscht die Dekoration.
- boolean isUndecorated()
Erfragt die Dekoration.
Die JFrame-Methode setDefaultLookAndFeelDecorated(true) gibt dem jeweiligen Look & Feel den Hinweis, dass es die Fensterdekoration selbst darstellen kann.
Transparenz und nichtrechteckige Fenster
In Java 6 Update 10 bietet das JDK über die inoffizielle Klasse com.sun.awt.AWTUtilities die Möglichkeit, Fenster transparent zu machen und Fenster auch nichtrechteckig darzustellen. Der Artikel http://java.sun.com/developer/technicalArticles/GUI/translucent_shaped_windows/ beschreibt den Ansatz genauer. Für ein Fenster window, welches ein Durchscheinen von 50 % besitzen soll, heißt es dann:
AWTUtilities.setWindowOpacity( window, 0.5f );
16.2.8 Dynamisches Layout während einer Größenänderung 

Wird ein Fenster vergrößert, dann kann während der Größenänderung der Inhalt sofort neu ausgerichtet und gezeichnet werden oder auch nicht. Wird er nicht dynamisch angepasst, dann sieht der Benutzer diese Anpassung erst nach dem Loslassen der Maus, wenn die Größenänderung abgeschlossen wurde. Dieses dynamische Vergrößern lässt sich im Toolkit-Objekt einstellen über Toolkit.getDefaultToolkit().setDynamicLayout(true). Nicht jedes Toolkit unterstützt allerdings diese Fähigkeit! Ob, verrät Toolkit.getDefaultToolkit().getDesktopProperty("awt.dynamicLayoutSupported").